Hintergrund

Seit den Neunziger Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für Musik auf vielen Ebenen geändert. Vor allem die Digitalisierung vieler Lebenswelten stellt Urheber_innen, Verwerter_innen als auch Konsument_innen vor verschiedenste Herausforderungen und Probleme – aber auch Möglichkeiten.

Digitale Kommunikation kennt keine Entfernungen oder Grenzen, Menschen kommunizieren unterschiedslos und tauschen dabei alles untereinander aus, was sich digitalisieren lässt, sei es Bild, Text oder Ton.

Auch die Wirtschaft ist auf diese Weise globalisiert. Wo ein Vertrieb für digitale Güter seinen Sitz hat und woher dessen Kundschaft kommt ist völlig irrelevant für die Möglichkeit, zu kaufen und zu verkaufen. Suche, Kauf, Bezahlung und Verfügbarkeit der Ware beim Kunden erfolgt in Echtzeit wie direkt im Laden um die Ecke, mit dem Unterschied, dass nicht einmal mehr der Weg nach Hause anfällt: Die Ware ist schon da.

Diese sofortige, orts- und zeitunabhängige Verfügbarkeit digitaler Waren ist heutzutage so selbstverständlich geworden, dass sie nicht einmal hinterfragt wird, nein, wer diese Selbstverständlichkeit nicht bieten kann macht kein Geschäft.

Die Erfahrung der Jahre, als die Musikindustrie versuchte, sich dieser Forderung des Marktes, also ihrer Kunden_innen, zu verweigern, zeigt das auf dramatische Art: es kamen andere, die diesen Bedarf des Marktes zu decken wussten, erst „illegal“, später dann auch legal. Und so waren und sind es u. a. irgendwann IT-Firmen, die sich die Millionenprofite sichern konnten und heute zu den finanzstärksten Wirtschaftsunternehmen der Welt zählen.

Der Umstand, dass digitale Güter ihrer Natur nach jederzeit, jedenorts und in jeder Anzahl beliebig verfügbar sein können, bringt für alle Beteiligten viele Vorteile, aber auch einige Probleme. Geschäftsmodelle, die auf dem Prinzip von Exklusivität, begrenzter Verfügbarkeit und Bereitstellung von (teuren) Ressourcen beruhen funktionieren in der digitalen Welt nicht oder zumindest komplett anders.

Speziell für den Bereich der Musik bringt dies Herausforderungen mit sich, denen man sich stellen muss. Das gilt für alle Bereiche in diesem Arbeitsfeld: Komposition, Herstellung, Bearbeitung, Vertrieb, Promotion, Aufführung. Sich selbst vermarktende Künstler_innen, Direktvertriebe, bis hin zu neuen Finanzierungsmodellen wie Crowdfunding, aber auch neue Aufführungsmöglichkeiten, über Audio- wie Videostreaming, jederzeit, überall, ungefilterte Kommunikation zwischen Künstler_in und Fans, die nicht mehr nur reine „Konsument_innen“ sind, treffen da sehr schnell auf Vorstellungen bis hin zu konkreten vertraglichen Rahmenbedingungen, die von gänzlich anderen Voraussetzungen der Lebensrealität heutiger Urheber_innen ausgehen.

Diese Bedingungen und Geschäftsmodelle funktionieren nicht mehr pauschal für alle, sondern nur noch für ganz bestimmte Sparten und/oder Nischen. Die C3S sieht sich deshalb auch explizit nicht als Konkurrenz zum GEMA-Modell, sondern als Angebot für die vielen Urheber_innen, denen das GEMA-Modell nicht (mehr) gerecht wird.

>> zum Thema Warum wir eine GEMA-Alternative brauchen