Die C3S trauert um ihren Mitgründer und Freund Meinhard Starostik

Am Dienstag, den 12. Juni 2018 erreichte uns die traurige Nachricht, dass Meinhard Starostik verstorben ist. Wir wussten um seinen Gesundheitszustand, dennoch hat uns diese Nachricht in ihrer Unveränderlichkeit schwer erschüttert.

Meinhard Starostik

Meinhard Starostik auf dem C3S-Barcamp 2015 in Potsdam

Unsere gemeinsame Geschichte begann mit einer E-Mail am 20. Mai 2012: „Habe gerade den Plan der Gründung von C3S gelesen und bin elektrisiert, weil dies ein Uralt-Traum von mir aus den 80-ger Jahren ist, als ich bei Rough Trade Records involviert war. Würde gerne die Arbeiten dazu unterstützen. Wird noch Hilfe gebraucht?“ Wir waren gerade als Delegation des OpenMusicContest.org e.V. auf der SIGINT in Köln, und die Presseberichte über unseren Vortrag zum C3S-Projekt hatten Meinhards Interesse geweckt. Sein Name war uns bereits bekannt, weil einige aus unserem Team seine erfolgreiche Klage gegen die Vorratsdatenspeicherung vor dem Bundesverfassungsgericht mit unterstützt hatten. Wir waren daher tatsächlich im ersten Moment unsicher, ob nicht jemand einen Scherz mit uns trieb, bis uns padeluun versicherte, dass es sich um Meinhards E-Mail-Adresse handele.

Kurz darauf lernten wir uns persönlich bei einem Abendessen in Berlin kennen. Meinhard erzählte, wie er wärend der Regierungszeit von Willy Brandt als Anwalt ein Berufsverbot auferlegt bekam, weil er während des Studiums Kontakte zu einer kommunistischen Hochschulgruppe hatte (eine Episode der Nachkriegsgeschichte, die vielen Jüngeren gar nicht bekannt ist). Er musste sich daher eine neue berufliche Existenz aufbauen und wurde Partner von Rough Trade. Seit dieser Zeit, in der er eng mit vielen professionellen Musiker_innen zusammenarbeitete, störten ihn viele Praxisaspekte der GEMA. Er versuchte schon damals, Gleichgesinnte für den Aufbau einer Alternative zu gewinnen. Doch niemand außer ihm hielt dies damals für realistisch umsetzbar. Später, als sein Berufsverbot wieder aufgehoben war, widmete er sich wieder seiner juristischen Tätigkeit, aber dieser Teil seiner Lebensgeschichte hatte ihn nie wieder ganz losgelassen.

Von diesem Abend an war Meinhard eine unersetzliche Antriebskraft in der C3S. Ohne seinen beispiellosen Pragmatismus, den er stets mit einem charmanten Lächeln unterbreitete, und seine diplomatische Ader, die das Feuer auch aus hitzigsten Debatten herauszunehmen imstande war, wären wir längst nicht so schnell voran gekommen. Wer die Ehre hatte, der Gründungsversammlung der Europäischen Genossenschaft in Hamburg am 25. September 2013 beizuwohnen, wird nicht vergessen, wie Meinhard als perfekt vorbereiteter Versammlungsleiter alle Formalia höchst korrekt aber gut gelaunt in Rekordzeit von nur 20 Minuten abwickelte. In der anschließenden ersten Sitzung des frisch gewählten Verwaltungsrates wurde er sogleich zu dessen ersten Vorsitzenden ernannt und prägte die weitere Geschichte der C3S ganz maßgeblich bis zu seinem krankheitsbedingten Ausscheiden in 2017. Er sprach für uns als Sachverständiger im Bundestag beim Gesetzgebungsverfahren zum
Verwertungsgesellschaftengesetz (VGG) und kümmerte sich als Steuerrechtler auch um die Finanzbuchhaltung. In allen Vertragswerken, in der Satzung, in unseren Stellungnahmen gegenüber dem DPMA sind seine Beiträge von großem Gewicht gewesen. In dieser Weise wird die C3S ein fortlebendes Denkmal seines Wirkens bleiben.

Er setzte sich aus dem gleichen Grund für dieses Projekt ein, wie auch für all die anderen großartigen Projekte, denen er seine Zeit widmete: Unrecht war ihm unerträglich. Mit Meinhard verlieren wir einen großen und taktvollen Humanisten, der nicht locker ließ, solange es noch ein Recht zu erstreiten gab, und dabei einen Bogen um unfaire Methoden machte, selbst wenn sie vermeintlich schneller zum Ziel zu führten.

Es ist für uns alle ein Geschenk, ihn persönlich gekannt zu haben. Wir werden Meinhard nie vergessen.

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