News Update November 2022: Ein Interview mit unseren neuen Verwaltungsräten

Stephan und Thomas aus der Webredaktion haben für euch einmal die neuen Verwaltungsratsmitglieder Anja, Lars und Hartmut interviewt:

Webredaktion: Was war für euch der Impuls bei der C3S mitzumachen?

Hartmut: Es gibt einen gesellschaftlichen Trend, künstlerische und wissenschaftliche Erzeugnisse der Allgemeinheit zugänglich zu machen: Open Access bei wissenschaftlichen Publikationen, Open Source in der Software-Entwicklung. In der Musik kannst du deine eigenen Kompositionen unter eine Creative-Commons-Lizenz stellen und damit dem potentiellen Hörer ermöglichen, sie zu entdecken und vielleicht auch zu genießen.  Damit ist aber jegliche Möglichkeit der Verwertung in Deutschland ausgeschlossen, da der “musikalische Monopolist”, die Gema, keine CC-Lizenzen verwertet. Komponisten sollen aber für ihre Werke eine angemessene Vergütung erhalten, d.h. bei Sendung in Rundfunk, Fernsehen, Streaming-Diensten, Filmen usw. Tantiemen bekommen. Hier gibt es in Deutschland einen großen, bisher nicht abgedeckten Bereich in der Lizenzverwertung.

Webredaktion: Hartmut, bist du auch persönlich betroffen?

Hartmut: Ich bin vor ca. 15 Jahren aus der GEMA ausgetreten, weil ich einige meiner Stücke unter eine CC-Lizenz stellen wollte. Gern hätte ich Tantiemen als Komponist bekommen. Eine Rundfunkanstalt hat vor zwei Jahren ein Stück von mir häufiger gespielt, wie ich aus Mails von Konzertbesuchern weiß. Die Tantiemen sind in die große Schätzmasse der GEMA eingegangen und werden an andere Urheber*innen verteilt. Kein Rundfunk- oder Fernsehsender, kein Streaming-Anbieter und keine Filmproduktion wird einen Vertrag mit einem einzelnen Urheber*in abschließen und sich dazu auch noch mit neuen Vertragsformen beschäftigten. Ich glaube, mit einer Verwertungsgesellschaft als Partner schaffen wir hier die Basis für eine Zusammenarbeit.

Webredaktion: Warum glaubst du, die Entwicklung der C3S voranbringen zu können?

Hartmut: In der C3S habe ich bereits viele „Überzeugungstäter“ getroffen, also Leute, die sich mit großem Einsatz engagieren. Mit der Zulassung als Verwertungsgesellschaft, die wir in den nächsten Monaten erwarten, wird eine Fülle an formalen Dingen auf uns zukommen. Hier braucht es die „älteren Semester“ mit Managementerfahrung. Ich habe in den letzten 10 Jahren viel auf Bundesebene gearbeitet, z.B. in einem Zusammenschluss der Rechenzentren aus Lehre und Forschung. Dort galt es, viele Einzelinteressen zu bündeln und gegenüber Ansprechpartnern in Leitungsfunktionen oder in der Politik zu formulieren. Ich denke, diese Erfahrung dürfte für die weitere Professionalisierung der C3S von Nutzen sein.

Webredaktion: Lars und Anja, was waren für euch die wichtigsten Beweggründe, bei der C3S Mitglied zu werden?

Lars: Es gibt innerhalb Deutschlands bzw. als GEMA Mitglied einfach keine Möglichkeit, Lieder „für Lau“ zu veröffentlichen. Diese Freiheit will ich mir einfach nicht nehmen lassen.

Anja: Es war für mich nie interessant, Mitglied der GEMA zu werden, da man dann automatisch alles anmeldet, was man schreibt und ich auch keinen Vorteil in einer Mitgliedschaft gesehen habe, da bei Neulingen die Mitgliedsbeiträge die Einnahmen übersteigen und auch die Verlage zu viel Macht in der GEMA haben. Als ich von der C3S erfahren habe, lag für mich als Komponistin der Eintritt in die C3S einfach nah. Ich bin quasi sofort Mitglied geworden, als ich davon hörte. Es braucht grundsätzlich mehr faire Organisationsformen in der Welt, also auch bei der Musikverwertung. Aber diese entstehen nicht von selbst. 

Webredaktion: Und wo siehst du dein Betätigungsfeld in der C3S?

Anja: Ich habe bereits etwas Erfahrung mit Veröffentlichungen und weiß, womit Komponist*innen so konfrontiert werden und auch, wieviel mehr Verlage an einer Komposition verdienen, als der Komponist selbst. Nach der Zulassung kann ich mich neben der Kommunikation mit Verlagen und Komponist*innen auch im Bereich der Notenveröffentlichungen einbringen.

Webredaktion: Nach vier Monaten als Verwaltungsräte, wie erlebt ihr den Modus Operandi der C3S als Organisation so?

Anja: Ich hatte keine Vorstellung von dem, was mich erwartet, und bin einfach ins kalte Wasser gesprungen. Ich bin weder BWL- noch IT-affin, was gegenwärtig wohl benötigt wird, und suche noch ein wenig meine Nische.

Webredaktion: Erscheint dir die IT-Lastigkeit der C3S eher als Fluch oder als Segen?

Anja: Ich finde es nicht schlimm, aber es stellt natürlich bei der Mitarbeit eine kleine Herausforderung dar. Nach der Zulassung glaube ich, dass mir das einfacher fallen wird, weil ich mir vorstelle, dass dann wohl auch mehr Administratives zu tun ist.

Hartmut: Es stimmt schon: Die technischen Maßnahmen für verschlüsselte Kommunikation sind für jemanden, der es nicht gewohnt ist, erst mal eine kleine Hürde…

Webredaktion: … aber vielleicht ist der Sicherheitsstandard nicht übertrieben. Man hört oft von Firmen, die gehackt und mit den erbeuteten Daten erpresst werden.

Lars, was denkst du, wo die C3S noch mehr einen Schwerpunkt bei ihrer Arbeit setzen sollte?

Lars: Ich wünschte mir, dass die Genoss*innen mehr einbezogen werden und mehr von unserer Arbeit kennenlernen. Ich suche aber noch nach dem besten Weg, wie man das erreicht.

Hartmut: Ich finde die Idee gut, mal wieder lokale C3S-Treffen zu organisieren. Und wenn wir zugelassen sind, sollten wir unbedingt mal wieder eine Generalversammlung in Präsenz machen.

Anja: Ja, der gegenseitige Austausch sollte dann erst mal im Mittelpunkt stehen.

Webredaktion: Vielleicht konnten wir mit diesem kleinen Interview davon schon mal etwas vorwegnehmen. Euch Dreien vielen Dank dafür und wir wünschen euch viel Motivation und Erfolg bei der weiteren VR-Tätigkeit.

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